Ait Benhaddou

So ein Pech! Unser erster trüber Tag in Marokko! Das Licht ist nicht gut zum Fotografieren, aber noch eine Nacht hier verbringen, damit das Licht morgen besser ist, kommt auch nicht in Frage. Wir haben zwar ruhig übernachtet, aber außer der Besichtigung der alten Lehmburg kann man hier nichts machen.

Von unserem Stellplatz aus muss man zunächst einen Fluss überqueren. Vor 5 Jahren war das noch richtig schwierig, jetzt ist er nur noch ein Rinnsal.

Diese Tighremts (eng aneinander gebaute und teilweise ineinander verschachtelte Wohnburgen) liegen an der alten Karawanenstraße zwischen Timbuktu in Mali und Marrakesch.

Es ist toll, was man mit Lehm alles machen kann.

Manche Räume wurden so hergerichtet, dass man sich das Leben der Menschen damals besser vorstellen kann.

Man kann auch auf den Dachterrassen mit herrlicher Aussicht ins Tal sitzen und den leckeren Thé à la Menthe genießen.

Wenn hier Hollywoodfilme gedreht werden, z.B. Gladiator, werden natürlich zusätzliche Kulissen aufgebaut.

Wir sind ein bisschen enttäuscht. Obwohl Ait Benhaddou Geld von der UNESCO bekommt, machen die Marokkaner einen riesigen Andenkenladen aus der tollen Anlage. Vor 5 Jahren gab es nur ganz wenige Läden im unteren Bereich.

Auch viele falsche Führer, zu erkennen an einem blauen Turban, gibt es hier mittlerweile.

Auch die obligatorischen Kameltouren fehlen nicht.

Trotzdem finden wir die Anlage wirklich immer noch toll, obwohl man sieht, dass der Lehm durch die anhaltende Trockenheit reißt und die Instandsetzung nicht wirklich funktioniert. Selbst hier liegt überall Müll herum. Diese Gleichgültigkeit gegenüber der totalen Vermüllung können wir einfach nicht begreifen.

Sanna und Mina interessieren sich hier vor allem für die niedlichen Samtpfötchen, die teilweise recht aggressiv sind. Vor 5 Jahren hat Sanna von einem kleinem Katzenkind eine blutige Nase gehauen bekommen. Aber scheinbar hat sie das vergessen.

Zum Glück werden im neuen Stadtteil von Ait Benhaddou die Gebäude im alten Stil errichtet.

Auf dem Minarett der Moschee hat sich ein Storchenpaar eingenistet.

Um 14 Uhr verabschieden wir uns von unserem Camp, obwohl unser Wohnmobilnachbar uns einen Teppich vor Elsa gelegt hat, so dass wir jetzt keinen eigenen mehr brauchen. Unsere Hunde fanden es gut.

Damit wir die Baustellenpassstraße nicht nochmals nehmen müssen, fahren wir jetzt in Richtung Tazenakht. Die Straße ist wirklich prima zu fahren, wenn man einmal von Schafherden und überladenen LKW absieht.

Wir finden einen ordentlichen Campingplatz in Taliouine. Das Land ist immer noch sehr trocken, die Flüsse sind ausgetrocknet und der Winter ist gerade erst vorbei.

Es sieht wirklich so aus, als ob sich die Wüste aufgrund der globalen Erwärmung weiter ausbreiten würde.

Tizi N’Tichka

Nach dem Frühstück verlassen wir unseren Stellplatz am Riad. Eigentlich wollte Uwe ja den schwierigsten Pass von Marokko befahren. Bei dieser Passstraße muss man 2 Pässe überwinden, die auf 2500 m liegen und sich zwischen den Dreitausendern hindurchschlängeln. Die Straße ist so steil, dass sie teilweise im 1. Gang befahren werden muss. Nachdem Carmen schon bei der angeblich völlig unproblematischen letzten Atlasüberquerung die Luft angehalten hat, nehmen wir dann die laut Karte gut ausgebaute Straße.

Zufällig entdecken wir noch eine grandiose Höhle oder den Brückenbogen von Ini-n-Ifri, die ein Flüsschen in den Felsen gegraben hat und außer uns ist dort niemand. Weder Andenken noch Postkarten kann man hier kaufen. Dabei ist es mindestens so großartig wie die Wasserfälle. Anstelle der Berberäffchen gibt es Berberhörnchen, die Sanna besonders spannend findet.

“Wo sind denn jetzt die süßen Berberhörnchen, ich habe sie doch gerade eben noch gesehen?”, denkt sich Sanna.

Der Abstieg in Badelatschen über die rundgeschliffenen Steine ist nicht einfach, aber wir geben unser Bestes und fallen nicht in die eiskalten Fluten.

Eigentlich haben wir die ganze Kraxelei auf uns genommen, weil wir dieses Foto schießen wollten. Aber die Sonne steht noch nicht richtig und so müssen wir eben mit dem abfotografierten Bild vorlieb nehmen.

Wir wollen uns heute Ait Benhaddou ansehen. Wir waren schon einmal vor 4 Jahren hier und es hatte uns so gut gefallen, dass wir uns das UNESCO Weltkulturerbe noch einmal ansehen müssen. Es handelt sich um eine alte Wehrburg in traditioneller Lehmbauweise. Es erfordert großen Arbeitsaufwand diese Gebäude instand zu halten. Daher sieht man immer weniger dieser alten Kashbas und die Straße der Kashbas verdient bald ihren Namen nicht mehr. Ait Benhaddou ist in vielen Bibelfilmen, Game of Thrones oder Prince of Persia als Filmkulisse zu sehen.

Unsere Kaffeepause verbringen wir ausnahmsweise Mal mitten auf der Straße im Stau. Aber wir haben ja zum Glück alles an Bord, sogar eine Toilette. Das hat sich wohl auch unter den marrokanischen Mädels herumgesprochen, die sich nicht wie die Männer hinter die Leitplanken setzen können. Vielleicht sollten wir unsere Urlaubskasse aufbessern, in dem wir Gebühren verlangen?

Schließlich sehen wir die Ursache des Staus: Riesige Felsbrocken stürzen auf die Straße. Die Straße wurde wieder freigegeben, obwohl 20 m vor uns noch Felsbrocken auf die Fahrbahn stürzen. Die Bauarbeiten an der Passstraße machen einen absolut chaotischen Eindruck. Wie schon bei der Straße nach Dakhla hat man in Marokko immer den Eindruck, dass nichts fertig wird und alles im Chaos versinkt. Wir fahren viele Kilometer auf Piste, dann hätten wir auch die schwieriger Straße nehmen können.

Auf der Atlassüdseite sieht man dann die verheerenden Folgen der Trockenheit der letzten Jahre. Obwohl noch Winter ist, sind riesige Flüsse ausgetrocknet. Man sieht wirklich kaum noch erhaltene Lehmbauten.

In Ait Benhaddou finden wir einen einfachen Stellplatz für 50 Dirham, der sich Campingplatz nennt, sich diesen Namen aber nicht verdient. Wir finden es schade, dass es in der Nähe des Weltkulturerbes keinen richtigen Campingplatz gibt. Von hier wollen wir morgen die Stadt besichtigen.