
Der Camping Du Jardin in Taroudannt war nicht wirklich schlecht, aber länger als eine Nacht wollten wir dann auch nicht bleiben.

In Taroudannt gibt es überall riesige Stadtmauern, die dem Unkundigen die Orientierung besonders schwer machen, weil alles so gleich aussieht.
Eigentlich wollten wir unsere Vorräte auf dem Berbermarkt von Taroudannt ergänzen, aber den findet man so schnell nicht, weil die Stadt doch sehr groß ist. Aber ein kleiner Gemüsehändler tut es auch. Für 3,50 € haben wir jetzt wieder Obst und Gemüse für 1 Woche. Wir verlassen die lebhafte Stadt in Richtung Gebirge.

Die Leute tragen hier Daunenjacken mit Pelzkragen, obwohl es 25 Grad Celsius sind und wir schon im T-Shirt und Badelatschen schwitzen und die Bougainvilleen blühen wie im Hochsommer.
Die Straße ins Gebirge ist am Anfang noch gut ausgebaut, wird dann aber immer abenteuerlicher.

Die Passhöhe liegt bei 2100 Meter, kurz unterhalb befindet sich das Hotel Belle Vue inklusive Gleitschirmflieger Startplatz (zu erkennen an dem Symbol auf dem Hinweisschild).


Laut Park4Night (unserer Stellplatz-App) und Reiseführer könnte man am Hotel Belle Vue auch übernachten, aber irgendwie ist uns das alles zu eng auf dieser winzigen Passstraße. Also geht es auf der anderen Seite des Passes wieder abwärts.
Im Tal von Tin Mal wollen wir uns eine Moschee ansehen, die auch uns, als sogenannten Ungläubigen offen steht. Sie ist aus dem 12. Jahrhundert und wird nicht mehr zum Beten genutzt, daher ist das für die gläubigen Moslems kein Problem. Ein netter, junger Mann führt uns herum und erklärt uns wichtige Details. Als Entlohnung möchte er am liebsten europäische Kleidung, aber gerade die können wir nicht entbehren. Da er recht gut Englisch spricht, können wir ihm erklären, dass wir als Langzeiturlauber unsere Kleidung nicht verschenken können, weil wir nur wenig mitgenommen haben. Er wundert sich ganz offensichtlich über uns, aber er ist dann doch mit einem Trinkgeld zufrieden.



Natürlich gibt es auch hier wieder ein Hundebaby, das gerne mitgenommen werden möchte.

Wir haben das Gefühl, dass die Menschen im Hohen Atlas ein Leben führen wie in Europa vor 200 Jahren.

Einige Siedlungen sind nicht einmal über eine Piste erreichbar, sie sind nur auf Fußwegen oder Eselspfaden zugänglich.


Nur die vereinzelt sichtbaren Satellitenantennen verraten, dass auch hier die Zeit nicht stehen geblieben ist.

Auffallend ist, dass Moscheen immer sehr prächtig ausgestatten sind und besonders in ländlichen Regionen die Moschee das schönste Gebäude im Ort ist.
Anschließend geht es zu einem CP außerhalb von Marrakesch, wo wir noch einmal den Reisestaub abwaschen können. Das Freistehen ist speziell im Hohen Atlas zur Zeit ein Problem, weil in diesem Gebiet der Ort liegt, in dem die beiden jungen skandinavischen Touristinnen ermordet wurden. Man kann es kaum glauben, wenn man hier ist, denn diese Bergregion wirkt vollkommen verlassen. Man kann hier Wandertouren zum höchsten Berg des Hohen Atlas machen, dem über 4000 m hohen Jebel Toubkal. Im Hohen Atlas liegt immer noch ein bisschen Schnee.

Aber ganz abgesehen von der angespannten Situation in der Gegend von Imlil, haben wir trotz Stellplatz-App nichts Passendes gefunden. Unser CP bei Marrakesch ist zwar für marrokanische Verhältnisse sehr teuer und auch edel, aber 11 € gibt unsere Reisekasse noch her.
Zu Beginn unserer Reise in Marokko stand neben unserer Elsa ein junger Franzose. Bei einem Blick in sein Wohnmobil haben wir uns ein bisschen gewundert: er hatte Skischuhe, Tourenski und Winterausrüstung dabei, während wir in Badelatschen herumliefen. Im Gespräch klärte uns Charlie dann auf. Er ist hauptberuflich Reisender und dreht verrückte Filmchen, u.a. über Skifahren in Afrika/Marokko. Daran mussten wir heute bei unserer Tour durch den Hohen Atlas denken. Schaut euch seine Seite doch mal an, er ist echt witzig.
The Vertical Wanderer